Reise nach Nubien vom 14. bis 28. Februar 2010

Nach dem großen Erfolg der Oasen-Reise des Collegium Aegyptium im Jahre 2008 zeichnete dasselbe bewährte Team für die diesjährige Nubien-Reise verantwortlich, deren erster Teil die Besichtigung der vor den Fluten des Nasser-Sees geretteten Altertümer bis hinunter nach Abu Simbel zum Ziel hatte, während der zweite Teil der Reise sich auf Assuan und seine Umgebung konzentrieren sollte.


Die „Prince Abbas“

Die wissenschaftliche Kompetenz der Reise oblag Professor Dr. Dieter Kessler, der zusätzlich von geologisch-fundierter Seite tatkräftige Unterstützung in Rosemarie Klemm M.A. fand. Die Logistik der gesamten Reiseorganisation, angefangen bei Bakschisch, Bequemlichkeit und Komfort bei Schiff und Hotels, über ungestörte Besichtigung der Monumente bis hin zu außergewöhnlichen Ausflugszielen, deren Zutritt normalerweise verboten bleibt, wurde von Frau Angela Gresser in der ihr eigenen, unübertroffenen Art und Weise perfekt realisiert.
Die Reiseteilnehmer brachen am 14. Februar, Valentinstag, nachmittags vom Münchener Flughafen FJS nach Kairo auf. Nach einer Übernachtung in einem nahe beim Flughafen gelegenen Hotel ging es früh am nächsten Morgen mit einem Inlandsflug gleich weiter ins sonnig warme Assuan.
Quer durch die quirlige oberägyptische Metropole fuhr man dann per Bus zum eigentlichen Ziel der ersten Etappe der Nubienreise: An der südlich von Assuan gleich hinter dem Staudamm gelegenen Anlegestelle für die auf dem Nasser-See verkehrenden Passagierschiffe wartete die Prince Abbas auf die etwa 22köpfige Gruppe des Collegiums. Das elegante, gepflegte Schiff der Hotelkette Mövenpick mit seinen großzügigen Kabinen und Essen von hervorragender Qualität sollte sich die nächsten Tage als idealer Reisebegleiter für die wissensdurstige, nimmermüde Truppe des Collegiums auf der Fahrt über den Nasser-See erweisen.

Gleich am Nachmittag des 15. Februars stand die Besichtigung des Tempelkonglomerates Neu-Kalabscha an: Tempel unterschiedlicher Epochen und auch unterschiedlicher geographischer Herkunft wurden hier vor den ansteigenden Nilflut auf ein höher gelegenes Stück Land verlagert, wozu auch deutsche Hilfe zu einem nicht geringen Anteil beitrug. Neben dem hauptsächlich aus römischer Zeit stammenden Kalabschatempel, der dem Mandulis geweiht war, sind hier auch der von Ramses II. erbaute Felsentempel von Beit-el-Wali, sowie ebenfalls von ihm stammende Reste des Tempels von Gerf Hussein zu bewundern. Ein besonderer Höhepunkt auf Neu-Kalabscha: der malerisch gelegene Kiosk von Kertassi.


Kiosk von Kertassi

Der 16. Februar war dann ganz der Betrachtung der grandiosen Landschaft zu beiden Seiten des Nassersees gewidmet, die sich den Schiffsreisenden zeigte: Zur westlichen Seite hin Sanddünen und Hügel, zu östlichen Seite hin jedoch schroffes, dunkles Gebirge, durchzogen von Tälern und Schluchten – der eigentliche Herkunftsort des Goldes, für das Nubien, das „Goldland der alten Ägypter“, so berühmt ist.

Der 17. Februar wartete mit einem Besichtigungsmarathon auf: Vormittags war es das – ähnlich Neu-Kalabscha – ebenfalls höher gelegte Tempelkonglomerat von Wadi es-Sebua mit dem von Ramses II. erbauten Tempel Wadi es-Sebua und den wesentlich später datierenden Tempeln Dakka und Maharáqqa, wie immer erkundet unter der kompetenten Führung von Professor Kessler.
Damit nicht genug, standen am Nachmittag noch die aus der Zeit des Neuen Reiches stammenden Tempel von Amada und Ed-Derr, und mit ihnen das Felsgrab des Pennut, eines hohen nubischen Beamten aus der Zeit Rames II., auf dem Programm – das ganze bei herrlichen 40° C im Schatten!


Reste des Tempels von Gerf Hussein

Zum Ausgleich verwöhnte die nubische Schiffscrew der Prince Abbas die Schiffsgäste nach dem reichhaltigen Abendessen mit einem nubischen Folkloreabend – anschließendes Tanzvergnügen nicht ausgeschlossen!


Folklore-Abend mit nubischem Tanz

Mit dem 18. Februar brach für die Münchner Collegiumsgruppe der letzte Tag ihrer Schiffreise auf der Prince Abbas an: Vorbei an den Ruinen von Qasr Ibrim ging es nun nach Abu Simbel, dem berühmten Felsentempel Ramses II., der dem vom See aus Anreisenden zusammen mit dem kleineren Nefertari-Tempel einen unvergesslichen Anblick bietet, ein Eindruck der durch die Führung von Professor Kessler und einen Besuch der Sound and Light-Show noch vertieft werden sollte. 
Dank Frau Gressers guten Kontakten kam die Gruppe in einen ganz besonderen Genuss: Das Innere der Betonkuppel, welche den künstlich höher versetzten Felsentempel im Innern zusammenhält, durfte von den Mitgliedern des Collegiums ausnahmsweise besichtigt werden. Von diesem denkwürdigen Ereignis existieren leider keine Aufnahmen, da ungünstiger Weise gerade der Generator für die Stromversorgung des Betonkonstrukts zusammengebrochen war.

Am 19. Februar bekam man endgültig wieder Festland unter die Füße: Das Hotel Seti I. sorgte für die Übernachtungsmöglichkeit in Abu Simbel, dem gleichnamigen Ort hinter dem Tempel, der auch durch den Besuch der örtlichen Grundschule und das Zusammentreffen mit Lehrern und Schülern allen Reiseteilnehmer in lebhafter Erinnerung bleiben wird.
 
Am 20. Februar ging es dann per Bus zurück nach Assuan. Neben einer Reifenpanne war die große Besonderheit dieser Rückfahrt der Besuch der Toshka Pump Station. Eine Präsentation dieses von der ägyptischen Regierung eindringlich propagierten Projekts, das der landwirtschaftlichen Nutzung des Wassers aus dem Nassersee auch und besonders zum Nutzen der nubischen Bevölkerung dienen soll, ist sonst allenfalls hochrangigen Persönlichkeiten vorbehalten.


Südspitze der Insel Elephantine mit Siedlungsresten

Der Rückkehr nach Assuan stand nun nichts mehr im Wege, und die Gruppe konnte ihre luxuriösen Zimmer im Mövenpick auf der Insel Elephantine in Assuan beziehen, wo sie die restliche Zeit der Reise bis zum 28. Februar wohnen sollte.

Neben den eindringlichen Erkundungen der nubischen Lebenswelt in Assuan und im Kataraktgebiet vor dem Staudamm, und den Besuchen von Philae, Edfu, El Kab, Kom Ombo und den Gräbern der Qubbet el-Hawa sowie der neuen koptischen Kirche von Assuan seien hier noch drei ganz besondere Höhepunkte im zweiten Abschnitt der Nubienreise genannt:

Trajans-Kiosk auf Philae


Am 21. Februar konnte die Gruppe, wiederum dank der großartigen logistischen Meisterleistung von Frau Gresser, die Sandsteinbrüche von Gebel el-Silsila Ost (eigentlich militärisches Sperrgebiet) und West besuchen. Dies alles unter der fachkundigen Führung von Rosemarie Klemm, M.A., die ein Wiedersehen mit den Sandsteinbrüchen sichtlich genoss.








Steinbruch in Silsila-Ost

Sphinx im Steinbruch von Silsila-Ost

Am 24. Februar präsentierte Dr. Cornelius von Pilgrim, Direktor des Schweizeri-schen Instituts für Bauforschung in Kairo und Elephantine-Ausgräber mit jahr-zehntelanger Erfahrung, den Collegiumsmitgliedern aktuelle Grabungsergebnisse rund um die Häuser einer aramäischen Garnison und baugeschichtliche Entwick-lungen der späteren antiken Siedlung und Tempel auf Elephantine. Er ließ es sich dann auch nicht nehmen, am nächsten Tag noch seine laufende Grabung in As-suan selbst mit faszinierenden Ergebnissen vorzustellen. Gleichzeitig erläuterte er an diesem Beispiel aber auch die Schwierigkeiten und Risiken, die ein solches archäologisches Projekt im Innern einer modernen, sich baulich ständig weiterent-wickelnden Stadt birgt.


R. Klemm und Dr. C. v. Pilgrim



Eine weitere Bereicherung der Reise ergab sich durch die Vermittlung von Frau Klemm: Für den Besuch des Steinbruchs von Assuan mit dem unvollendeten Obelisken konnte sie den Chefinspektor und Leiter der Ausgrabungen, Adel Kelany, gewinnen, der vor Ort äußerst  anschaulich und spannend die neuesten Erkenntnisse seiner Forschung präsentierte.





Obelisk Sethos’ I.

Mit sichtlichem Bedauern nahmen die Teilnehmer der Nubienreise am Morgen des 28. Februars Abschied vom sonnigen Assuan, um über die Zwischenstation Kairo wieder ins eisig kalte München aufzubrechen.